Die Christliche
Gedächtnisfeier

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Perspektiven

Es ist uns als Verfassern dieses Dokuments klar, dass dem Vorhaben, den Glauben vertiefende Feiern anzuregen, Schwierigkeiten entgegenstehen. Gerade ältere Menschen scheuen davor zurück, sich von Gewohntem und oft auch Liebgewordenem zu trennen; sie wollen auch nicht mit der Amtskirche in Konflikte geraten. Sie in solche zu bringen, ist freilich nicht unsere Absicht! Wir wollen Alternativen aufzeigen; jede/r muss selbst entscheiden, ob er/sie ihnen vertrauen will oder nicht. Aber gerade bei der Generation der Jüngeren ist die Beziehung zum gängigen gottesdienstlichen Geschehen der Kirche sehr gering geworden, oberflächlich und von Unwissen gekennzeichnet. Insgesamt ist geradezu ein Vakuum des Glaubenslebens entstanden, das unbedingt zu füllen ist.

Dieser Fehlentwicklung muss entgegengetreten werden; ihr nur tatenlos zuzusehen, wäre unverantwortlich Es muss wieder Interesse am Leben und Erleben des christlichen Glaubens geweckt werden, und das kann nur durch ein neues spirituelles Angebot neben dem als Folge des Mangels an geeigneten Priestern immer dürftiger werdenden kirchlichen Angebotes gelingen. Gerade junge Menschen sind ansprechbar, wenn ihnen die Möglichkeit geboten wird, sich dort einzubringen, wo Kreativität und das Unkonventionelle zu finden sind.

Es ist also zu hoffen, dass im Umfeld des althergebrachten Kirchenbetriebs Neues und Authentisches entsteht, an dem es derzeit so sehr mangelt! Gelingt das und finden in diesem Sinn attraktive Feiern statt, ergibt sich eine weitere positive Perspektive. Die Kirche müsste sich dann die Frage stellen, warum Katholiken an der Basis sich Neues einfallen lassen müssen und welche empfundene Defizite dafür ursächlich sind. Damit könnte auch „oben“ die Notwendigkeit erkannt werden, die Qualität der üblichen Messen gründlich zu überdenken und zu verbessern. Es würde also eine sehr wünschenswerte Entwicklung angestoßen – gleichsam von kleinen Kreisen zum großen.

Wenn also die in diesem Dokument angeregten Bemühungen eine auf die kirchliche Liturgie ausstrahlende Wirkung hervorrufen sollen, bedeutet das ein Streben keinesfalls nach Verbotenem, sondern nach Gebotenem! Es geht darum, den Bericht des Evangeliums über die Aufforderung Jesu, sein Gedächtnis gemeinsam in einer Tischgemeinschaft mit ihm mit dem Verzehr der eucharistischen Gestalten mit dem Verzehr von Brot und Wein zu feiern, nicht nur zu hören, sondern auch selbst zu befolgen – durch gemeinsames und wohlüberlegtes Handeln.

Es ist klar: Wer im hier angeregten Sinn tätig wird, muss vielleicht mit kirchlicher Abwehr und Gegenmaßnahmen rechnen. Ob die Hierarchie damit klug handeln würde, bleibe dahingestellt. Ratlosigkeit und Hilflosigkeit angesichts der krisenhaften Situation der Kirche würden damit offenbar, nämlich die übliche und so falsche Beschränkung auf die Wahrung des klerikalen Besitzstandes. Die Kirchenleitung würde sich mit Gegenmaßnahmen abermals in der keineswegs sympathischen Rolle zeigen, Fortschritt und Freiheit verhindern zu wollen. Dem Reformunternehmen, das sich dem Ziel einer authentisch(er)en Feier der Eucharistie verpflichtet sieht, und zuletzt der Kirche selbst könnte seine allfällige Zurückweisung und die daraus entstehende Auseinandersetzung letztlich sogar nutzen, und sei es nur dadurch, dass verbreitetes Interesse an den bestehenden Problemen entstünde.

Aber es könnten dennoch Kirchenstrafen verhängt werden. Dem kann zwar nicht mit Freude, aber getrost entgegengesehen werden. Denn: Das Kirchenrecht, auf das man sich im Fall von Sanktionen berufen würde, ist gänzlich überholt. Es stellt ein von autoritären Elementen und Willkür durchsetztes Gebilde dar, dem sich zu unterwerfen Menschen unserer Zeit unzumutbar ist. Nach diesem unsäglichen Vorschriftenwerk sind – was weithin unbekannt ist – überhaupt alle automatisch (!) exkommuniziert, die beharrliche Zweifel an der (oder Teilen der) kirchlichen Lehre haben (sog. Tatstrafe). Da dies heute in unseren Breiten bei den allermeisten Katholiken der Fall ist, würde seine tatsächliche Handhabung dieses antiquierte Regelwerk als etwas bloßstellen, das eher zu belächeln als zu befürchten ist.

Doch ganz grundsätzlich: Wirklich maßgeblich sind für Christen und Christinnen das Gewissen und die eigene Verantwortung. Damit ist eigentlich alles gesagt.

Die
Christliche
Gedächtnisfeier