Die Christliche
Gedächtnisfeier

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Gedanken zur Form der Gedächtnisfeier

Die Abfolge von Wort- und Mahlfeier ist sinnvoll und bewährt, wir sollen uns ja zunächst der an uns ergangenen Frohbotschaft besinnen. Die Auswahl der vom Vorsteher oder von Teilnehmern zu verlesenden und von allen gemeinsam zu überdenkenden Texte soll nach Anlass oder gewünschtem Charakter der Feier geschehen. Eine Befolgung des kirchlichen Dreijahreszyklus mit vorgegebenen Perikopen ist also nicht zweckentsprechend.

Wieweit für den Wortgottesdienst Teile der offiziellen Liturgie – Zwischengesänge, Halleluja-Rufe u. dgl. – übernommen oder in überarbeiteter Form verwendet bzw. durch andere Texte ersetzt werden sollen, hängt von den Umständen ab. Je kleiner der Kreis der Teilnehmer, umso mehr wirken Gesänge und Rezitationen „aufgesetzt“, was zu vermeiden ist.

Am Beginn der Feier soll auf den Anlass, ein gewähltes Thema sowie auf das organisatorisch Notwendige und Wesentliche des Ablaufs hingewiesen werden. Wenn ein nicht zu großer Kreis zusammentritt, aber doch nicht alle Teilnehmer einander kennen, ist es angebracht, dass der Leiter eine kurze Vorstellung unternimmt oder zu einer solchen einlädt. Dabei wie überhaupt im Gottesdienst soll ja zum Ausdruck kommen, dass Menschen hier einander intensiv begegnen und einander im christlichen Sinn vorbehaltslos zugetan sind.

Der gewohnte Anfang „Im Namen des Vaters“ und „Der Herr sei/ist mit euch“, der etwas Schematisches an sich hat, kann bzw. soll durch persönliche Worte ersetzt werden. Am Beginn der Feier sollte allen Teilnehmern Gelegenheit geboten werden, sich mit den eigenen Verabsäumungen auseinanderzusetzen und entsprechende (Ver)Besserungen anzudenken, um den Erwartungen Gottes und der Menschen besser entsprechen zu können. Dies kann während einer kurzen Stille oder unter Anleitung („Denkanstößen“) seitens des Vorstehers oder aus dem Kreis der Teilnehmer erfolgen. Damit vertrauen sich alle der verzeihenden Güte Gottes an, wobei es auch nicht weiterer Kyrie-Rufe bedarf.

Das gemeinsame Aufsagen jenes Credos, das in der Messe gesprochen wird, ist mit einer sinnvollen Neugestaltung unvereinbar. Es ist zwar den Teilnehmern geläufig, aber trotzdem unverständlich und verführt zu nur automatischem, aber nicht bewusstem Mitsprechen. Inhaltlich handelt es sich ja um längst bedeutungslos gewordene Abgrenzungen angesichts von theologischen Problemen, die nicht mehr die unseren sind. Soweit die Teilnehmer ihren Glauben zum Ausdruck bringen, geschieht dies am besten in freier Form und persönlich geprägt. Wir müssen uns gerade bei diesem Anlass immer als Suchende erkennen, die einander in geschwisterlicher Zuwendung unterstützen können. Der Ausdruck des persönlichen Glaubens kann sinnvoller Weise überhaupt in ein vorgesehenes Glaubensgespräch verlagert werden. Es ist aber auch eine Möglichkeit, ein frei gestaltetes Glaubensbekenntnis gemeinsam zu sprechen.

Im Mittelpunkt der Eucharistiefeier steht die in den Gaben von Brot und Wein erfolgende Begegnung mit Jesus. Zur Vorbereitung dessen ist es zweckmäßig, einen Krug mit (qualitätsvollem, aber normalen) Wein und einen Korb oder Teller mit Brot auf den Tisch zu stellen. Die in der Messe gebräuchlichen Hostien, die früher gar nur von „geweihten Händen“ berührt und in Form der „Mundkommunion“ verabreicht werden durften, passen als kultisch geprägte Objekte nicht zum Gedächtnismahl. Alle Teilnehmer sollen einen Teller und ein Trinkgefäß vor sich haben. Das Brot wird zur „Kommunion“ herumgereicht. Das Kreisenlassen eines Bechers, das für manche Symbolkraft hat, ist (auch aus hygienischen Gründen) eher nicht anzuraten, außer wenn eine nur kleine Gemeinschaft miteinander Vertrauter versammelt ist. Sehr wohl kann aber der Krug mit Wein kreisen, aus dem jede/r seinen/ihren Teil in sein/ihr Trinkgefäß erhält, auch der Korb oder Teller werden weitergereicht.

Der Eindruck eines „Abfütterns“ muss in jedem Fall vermieden werden. Die Vorgangsweise bei der Messe, dass nur die teilnehmende Priester Brot und Wein selbst nehmen dürfen, diese den „einfachen“ Teilnehmern aber gereicht werden müssen, findet im Wort Jesu „Nehmet hin und esset“ bzw. „Nehmet hin und trinket“ keine Stütze; dieses war ja auch an die Teilnehmer des Letzten Abendmahles (nach traditioneller Lehre also an die zukünftigen „Bischöfe“ und „Priester“) gerichtet und zeigt, dass es immer Jesus ist, der zum eucharistischen Mahl einlädt und in demselben wirkt. Die unterschiedliche Behandlung der Gläubigen „mit“ und „ohne Weihe“ ist daher biblisch nicht zu begründen. Vielmehr finden wir hier ein Relikt der Vorstellung, dass Gottes Gaben und seine Gnade nur durch Vermittlung des Priesters, der an Christi statt tätig wird, zu erlangen sind.

Die Worte, die an das Mahl Jesu erinnern und Ausdruck der Dankbarkeit und des Lobpreises sind, sollen nicht nur vom Vorsteher, sondern von allen ebenso gemeinsam gesprochen werden, wie sie die Begegnung mit Jesus gemeinsam erleben. Die Gemeinde gedenkt der Botschaft Jesu, seines Leidens, seines Lebens, das er am Kreuz für seine Überzeugung hingab, und seiner Auferweckung und Erhöhung. Die Versammelten danken für den Neuen Bund, den Gott durch Jesus mit uns geschlossen hat, und bitten, dass sie mit Christus eins werden.

Das weitere Geschehen ist am besten so gestaltet, dass das Brot gebrochen und allen reihum gereicht wird, die jeweils ein Stück davon auf ihren Teller legen. Ebenso geht der Krug von einem zum anderen, wobei es Symbolkraft hat, wenn man sich den Wein nicht selbst eingießt, sondern dem Nachbarn. Was die Gaben bedeuten, soll dabei durch erklärende Worte verdeutlicht werden, etwa „das Brot des Lebens“, oder „der Wein der Freude“, „des Heils“. Hier ist jeder aufgerufen, nach seinem Empfinden frei zu formulieren. Danach nehmen alle die Gaben zu sich, ein eigenes Dankgebet samt „Entlassungsworten“ kann folgen. Es empfiehlt sich, das Zusammensein nach der Feier möglichst am gleichen Ort fortzusetzen, insbesondere durch ein gemeinsames Mahl.

Wo ist das „Vater unser“ unterzubringen? Da es den eucharistischen „Kernvorgang“ nicht zerteilen sollte, könnte es nur vorher oder nachher, etwa im Rahmen der Fürbitten, der Gabenbereitung oder als Schlussgebet, gesprochen werden. Auch wenn es kein notwendiger Bestandteil der Eucharistiefeier ist, passt es als „Gebet des Herrn“, dem wir ja in dieser Feier auf besondere Weise begegnen, gut zur Verdeutlichung unserer Gemeinschaft mit ihm.

Wie insgesamt ist es gerade beim Teilen von Brot und Wein möglich und auch angebracht, kreative Gestaltungsfreiheit wirken zu lassen. Es geht darum, jedenfalls den Eindruck eines Abspeisens zu vermeiden, also einer Verabreichung präparierter kirchlicher Heilmittel. In der Eucharistiefeier sind wir es, die gemeinsam im Sinne Jesu handeln und uns dabei der Mittel bedienen, die er dafür genannt hat. Dieses aktive Tun im Glauben soll bei der gesamten Feier und dann auch beim Schlusssegen zum Ausdruck kommen. Auch dieser wird uns nicht vermittelt, sondern von uns gemeinsam erbeten, etwa mit dem Wort: „Es segnet uns der gute Gott“. Diese Segensbitte sollte ebenfalls von der ganzen Gemeinde gesprochen werden.

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