Die Christliche
Gedächtnisfeier

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Anlass und Gestaltung – „Hauskirche“

Was die in dieser Schrift empfohlenen frei gestalteten Feiern betrifft, ist zunächst die Bildung einer dafür geeigneten Gemeinde erforderlich. Eine solche kann bereits bestehen oder aus einer bestimmten Situation erst zu bildende sein. Man denke dabei an örtlich oder zu bestimmten Zwecken existierende Gemeinschaften des Glaubenslebens wie etwa Bibel- oder Familienrunden. Aber immer, wenn Christen aus einem bestimmten Anlass beisammen sind oder zusammengeführt werden, etwa anlässlich von Bildungsveranstalten oder gemeinsamen Reisen, ist es angebracht, einem bestehenden Bedürfnis nach einer Feier des „Herrenmahls“, also der Eucharistie, zu entsprechen.

Das beseitigt den Missstand, dass eine Eucharistiefeier nicht stattfinden kann, weil der Gemeinde ein Priester fehlt oder ein solcher unvorhergesehen ausfällt. Dies sollte vielmehr dazu bewegen, in einer solchen Situation Eigeninitiative walten zu lassen. Es geht bei den Empfehlungen dieses Dokuments auch darum, das Gedächtnis Jesu ohne eine solche Mangelsituation selbst auf eine getreue Weise zu feiern.

Grundsätzlich soll bei der christlichen Gedächtnisfeier Offenheit bestehen. Die Einladung zur Teilnahme setzt nur voraus, dass der ernsthafte Wille erkennbar ist, Jesus auf eine würdige Art gemäß dessen eigenem Vermächtnis gemeinsam zu begegnen. Falls bei neu Hinzukommenden Zweifel an der Gültigkeit oder Erlaubtheit der frei gestalteten Feier bestehen, müssen diese natürlich ausgeräumt werden. Ganz grundsätzlich ist jedenfalls anzustreben, dass Geschwisterlichkeit als tragendes christliches Prinzip unbeeinträchtigt zum Ausdruck kommt, also das offene, vertrauensvolle und vorbehaltslose Aufeinander-Zugehen im Glauben.

Bei der Gestaltung des Ablaufs empfiehlt sich eine Orientierung am Ablauf der Messe, so wie dieser vertraut und auch durchaus sinnvoll ist. Die Elemente der Eucharistiefeier ergeben sich ja aus ihrer Natur und sind bei allen Kirchen im Wesentlichen gleichartig vorzufinden. Sie sollten aber im Rahmen eines Bemühens um eine Neugestaltung entsprechend modifiziert werden, insbesondere unter Bedachtnahme auf Anlass und Art des erwünschten Gottesdienstes. Eine Änderung der Reihenfolge des Geschehens kann durchaus angebracht sein, etwa die Verlagerung des Friedensgrußes an den Beginn oder Schluss. Es ist auch sinnvoll, dass die Kommunion der Anwesenden unmittelbar nach dem Einsetzungsbericht erfolgt, um Jesu Auftrag besser zu versinnbildlichen.

Wenn es darum geht, ob auf gebräuchliche liturgische Formeln zugegriffen werden soll, ist es angezeigt, diese entsprechend dem rechten Verständnis der Feier anzupassen oder wegzulassen. Zu erklären, dass man „nicht würdig“ sei, die Gaben zu empfangen, ist sicher nicht richtig, denn für Jesus waren alle Menschen würdig. Da er uns eindeutig und mehrfach zugesagt hat, dass er bei uns gegenwärtig ist, „wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind“ – oder im letzten Satz des Matthäusevangeliums: „ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Zeit“ – sollten Formulierungen wie: „Der Herr sei mit euch“ vermieden oder durch „Der Herr ist mit euch“ ersetzt werden, wobei das Wort „Herr“ durch „Christus“ oder „Jesus“ ersetzt werden kann.

Insgesamt sind frei formulierte und allgemein verständliche Worte den genormten Formulierungen vorzuziehen, sei es auch nur, um in der Mahlfeier keine Gewöhnung an Bekanntes und damit keine Abstumpfung eintreten zu lassen. Überdies sagt die Erfahrung, dass immer wieder verwendete und damit geläufige Gebetstexte die Gefahr der Routine in sich bergen, sodass man sie „automatisch“ betet, ohne sich ihren Sinn zu vergegenwärtigen.

Bewährt und richtig ist die Anordnung der Feier nach ihren Teilen des Wortes und des Tisches. Die Verlesung biblischer Texte oder die Bezugnahme auf solche ist unverzichtbar. Darüber hinaus können auch andere Texte verwendet werden, die zum Reflektieren des Glaubens anregen oder ihrem Wesen nach geeignet sind, die Teilnehmer im Sinne eines Lebens aus dem Glauben zu inspirieren. Jedenfalls sollte auf die Lesungen (zu denen auch das Evangelium gehört!) eine Predigt oder ein Predigtgespräch folgen, denn die biblischen Texte bedürfen einer Auslegung und Verständlichmachung für die Menschen von heute.

Auf liturgische Kleidung oder Geräte, wie sie in der traditionellen Messe verwendet werden, zu verzichten, ist im kleineren Kreis jedenfalls angebracht. Bei der Gedächtnisfeier soll niemand wie auch immer hervorgehoben werden. Sie stellt keine kultische Handlung dar, sondern die Zusammenkunft einer Gemeinschaft, in der Göttliches und Menschliches einander auf der Ebene persönlichen Erlebens begegnen. Bei größeren Zusammenkünften, wo der Kreis der Teilnehmer über eine überschaubare Gemeinde hinausgeht, mag allerdings eine erkennbare Form von liturgischer Kleidung (z.B. ein langes weißes Gewand oder ein stolaähnlicher Schal) zweckmäßig sein, solange das nicht zu einer Verfremdung des Tuns („theatrum sacrum“) führt.

Schließlich sei darauf hingewiesen, dass eine Sammlung für Bedürftige nicht fehlen sollte, denn sie ist ein Ausdruck der Nächstenliebe.

Die
Christliche
Gedächtnisfeier